Versicherer sind krisenfeste Partner
COVID-19 beschleunigt die Transformation der Versicherer. Prof. Dr. Fred Wagner vom Institut für Versicherungswissenschaften e.V. an der Universität Leipzig und Thomas Korte, Leiter des Sektors Versicherungen bei EY, erläutern Chancen für die Versicherungsbranche.
Prof. Dr. Fred Wagner
Nach dem Abitur und einer Banklehre studierte Wagner Betriebswirtschaftslehre in Köln, wo er im Anschluss als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. 1991 folgte seine Promotion, 1997 die Habilitation – Thema seiner Habilitatsionsschrift war das Risk Management im Erstversicherungsunternehmen. Seit 1996 ist Wagner Inhaber des Lehrstuhls für Versicherungsbetriebslehre und Vorsitzender des Vorstands im Institut für Versicherungswissenschaften an der Universität Leipzig. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem der Versicherungsmarkt, Risk Management, Versicherungsvertrieb und –controlling sowie die Digitalisierung der Assekuranz.
Thomas Korte
leitet als Senior Partner den Versicherungsbereich in Deutschland und ist Service-Line-übergreifend verantwortlich für die Positionierung und Marktansprache von Versicherungen. Sein Team umfasst ca. 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – im Wesentlichen an den Standorten München, Köln, Stuttgart, Frankfurt/Eschborn und Hannover. Thomas Korte repräsentiert EY Deutschland im globalen und europäischen Insurance Management Board und ist somit in alle Management-Entscheidungen des Sektors Insurance eingebunden. Für einige Versicherungskunden ist er bereits seit Jahren der direkt verantwortliche Account-Partner. Darüber hinaus leitet Thomas Korte den Transaktions- und Strategieberatungsbereich für Versicherungsunternehmen (“Strategy and Transactions“) in Deutschland und übergreifend für Europa. Rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in diesem Geschäftsbereich. Im Rahmen dieser Tätigkeit verfügt er über die Erfahrung von mehr als 100 Transaktionen sowohl im Versicherungsbereich als auch für Private-Equity-Kunden, die im Versicherungssektor tätig sind. Thomas Korte verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung im Versicherungsbereich und startete seine Karriere beim Gerling-Konzern in Köln.
84% der Versicherungsunternehmen in Deutschland gehen davon aus, dass ihr Neugeschäft infolge der Corona-Krise zurückgehen wird. 96 Prozent erwarten negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Kapitalanlagen und der zu erzielenden Ergebnisse. Doch es gibt auch positive Signale aus der Branche: So sind sich 93 Prozent der Versicherer sicher, dass die Krise auch Chancen bringt – zum Beispiel bei der Digitalisierung der Wertschöpfungskette. Das zeigt eine Studie zu den Folgen der COVID-19-Pandemie für die Versicherungswirtschaft, für die EY und die V.E.R.S. Leipzig GmbH im April 2020 rund 30 Versicherer befragt haben. Im Interview sprechen Prof. Dr. Fred Wagner von der Universität Leipzig und Thomas Korte, Leiter des Versicherungssektors bei EY, über aktuelle Herausforderungen und zukünftige Chancen für die Branche.
EY: Herr Prof. Dr. Wagner, Sie haben die Einflüsse und Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die deutsche Versicherungswirtschaft untersucht. Welche Schlussfolgerung ziehen Sie aus den Ergebnissen?
Prof. Dr. Fred Wagner: Die Versicherungswirtschaft ist in dieser schwierigen Zeit leistungsfähig geblieben. Mitarbeiter wurden rasch ins Homeoffice geschickt, um Infektionsrisiken zu minimieren. Dennoch konnten Kunden weiter beraten, Schadenfälle ohne bemerkenswerte Probleme abgewickelt und Prozesse aufrechterhalten werden.
Herr Korte, wie sehen Sie die Rolle der Versicherungen seit dem Shutdown im März?
Thomas Korte: Ich stimme Herrn Wagner zu. Gerade der Blick auf die Kunden ist wichtig, auch für die Reputation der Versicherungsbranche. Und es hat sich gezeigt, wie sicher der Hafen Versicherung bis dato ist. Die Verantwortung den Kunden gegenüber sollte man insbesondere im Kontext zu anderen Finanzdienstleistern wie Banken betrachten. Die Versicherer haben sich bislang hingegen als stabiler Anker erwiesen. Ein anderes Thema, das sich aus der Corona-Krise sicherlich ergibt, ist die Transformation der Branche bis hin zu einer möglichen Marktkonsolidierung.
Was verstehen Sie darunter?
Korte: Der Druck zur Digitalisierung wird steigen, was letztendlich den Kunden zugutekommt. Aus Corona wird sich die Frage nach der Digitalisierung für eine große Anzahl Versicherer und auch für Makler und Vertriebskanäle stellen, so dass diese sehr fokussiert einzelne Geschäftsprozesse digitalisieren werden.
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