Gastbeitrag zur MV:

Kommt Versicherung an ihre Grenzen?

Eine Betrachtung über Risikotragfähigkeit in Zeiten multipler Krisen
von Anja Käfer-Rohrbach

Die Welt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Die Geschwindigkeit und Gleichzeitigkeit der Veränderungen stellen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor bislang unbekannte Herausforderungen. Der Klimawandel, geopolitische Konflikte, eine alternde Bevölkerung, technologische Umbrüche und die Bedrohung durch Cyberrisiken lassen sich nicht mehr isoliert betrachten. Vielmehr greifen sie ineinander, verstärken sich gegenseitig und fordern unser bestehendes System der Risikobewältigung heraus – insbesondere die Versicherungswirtschaft.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung müssen wir neue Antworten auf die Frage finden: Was ist künftig noch versicherbar – und zu welchen Bedingungen? Und mehr noch: Was ist es uns als Gesellschaft wert, dass bestimmte Risiken überhaupt versicherbar bleiben?

Ein historischer Blick auf die Solidarität

Versicherung war nie nur ein Produkt, sondern stets ein Spiegel gesellschaftlicher Solidarität. Schon im Mittelalter haben sich Menschen in Gilden oder Zünften gegen Brand oder Sturm im Kollektiv abgesichert. Darin lag mehr als nur ein finanzielles Sicherungsnetz – das gegenseitige Versprechen, füreinander einzustehen, war zugleich an Normen, Regeln und die Verpflichtung zur Prävention geknüpft. Wer Mitglied war, musste sich an strikte Vorgaben halten, um Schäden möglichst zu vermeiden. Das Prinzip: Versicherung funktioniert nur, wenn alle im Kollektiv Verantwortung übernehmen.

Dieses Prinzip gilt bis heute – und gerät in der aktuellen Risikolandschaft zunehmend unter Druck.

Neue Risiken – neue Dimensionen

Wir erleben heute eine Risikozunahme in drei Dimensionen:

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